Achtsames Planen | kleine Schritte zu mehr Leichtigkeit im Lehrer:innenalltag

Achtsames Planen ist kein einmaliger Entschluss, sondern ein stetiger Prozess – zumindest für mich. Gerade in meinen ersten zehn Jahren als Klassenlehrperson habe ich besonders intensiv gespürt, wie wichtig es ist, die eigene Planung bewusst zu gestalten. Wie oft bin ich ins Lehrerzimmer gelaufen und hatte den Kopf so voll, dass ich nicht mehr wusste, weshalb ich überhaupt dorthin gegangen war.
Und wie oft saß ich nach Unterrichtsschluss mit leeren Batterien an meinem Pult, versuchte noch krampfhaft den nächsten Tag vorzubereiten – obwohl ich eigentlich schon längst nach Hause gehen sollte.
Wie so viele Lehrpersonen habe ich mir oft nicht einmal fünf Minuten gegönnt, um kurz aufs WC zu gehen. Man rennt den ganzen Tag, gibt alles – und doch wird die To-do-Liste nicht kürzer.
Genau in solchen Momenten wurde mir klar, wie entscheidend es ist, achtsam mit meiner Planung umzugehen.
Ich weiß, dass es vielen Lehrpersonen ähnlich geht. Wir leisten unglaublich viel, oft über unsere Grenzen hinaus. Vielleicht findest du in meinen Erfahrungen eine Idee oder Anregung, die dir in deiner persönlichen Planung weiterhelfen und dich inspirieren kann.
Alltag unter Druck – und wie man ihm begegnen kann
Als Lehrperson ist man nie wirklich „fertig“. Unterricht vorbereiten, Kinder begleiten, Gespräche führen, Administration erledigen – all das geschieht oft gleichzeitig. Die Frage ist nicht, ob der Alltag fordernd ist, sondern: Wie können wir so planen, dass wir uns darin nicht verlieren?
Perspektivwechsel: „Es ist mir wichtig“ statt „Ich muss“
Viele Aufgaben fühlen sich an, als würden sie von außen bestimmt: Ich muss noch dies, ich muss noch das. Doch beim ehrlichen Hinschauen merke ich oft: Es sind Dinge, die ich mir selbst auflade. Niemand verlangt zwingend, dass ich ein Material perfekt sortiere oder ein Arbeitsblatt noch hübscher gestalte – das ist mein eigener Anspruch.
Das heißt nicht, dass ich solche Aufgaben verwerfen muss. Im Gegenteil: Wenn es mir wichtig ist, darf ich sie tun. Aber statt mir zu sagen: Ich muss das tun, sage ich bewusst: Es ist mir wichtig oder ich möchte das tun.
Allein durch diese kleine Veränderung in der Sprache fällt so viel Druck ab. Aus Pflicht wird Freiwilligkeit. Und nicht selten entsteht dadurch wieder Raum für Freude. Man fühlt sich weniger fremdbestimmt – weil man realisiert, dass es die eigene Entscheidung ist, seine Zeit in etwas zu investieren.
Perspektivwechsel: Zeit statt Aufgaben
Früher habe ich To-do-Listen so geführt, dass ich dort alles gesammelt habe, was ich „schaffen“ musste. Das Ergebnis: ständiger Druck, weil immer etwas offen blieb.
Heute plane ich anders: nicht mehr, was unbedingt fertig werden muss, sondern wie viel Zeit ich investieren möchte. Statt „Mathestunde vorbereiten“ steht bei mir: „30 Minuten in die nächste Mathestunde investieren“. Nach dieser Zeit bin ich zufrieden, weil ich mein Ziel erreicht habe – unabhängig davon, ob die Mathestunde komplett fertig vorbereitet ist oder nicht.
Das nimmt mir den Druck und schenkt mir ein Gefühl von Leichtigkeit.
Zeitfenster für verschiedene Lebensbereiche
Im Lehrberuf übernimmt niemand die nächste Schicht, wie es in anderen Berufen üblich ist. Was wir nicht erledigen, bleibt einfach liegen. Viele Lehrpersonen tragen ihre Pflichten deshalb auch in der Freizeit ständig im Kopf mit sich herum.
Gerade darum ist es so wichtig, nicht nur Arbeitszeiten zu planen, sondern auch bewusst Zeitfenster, die klar voneinander getrennt sind.
Früher hat mir ein kleines Ritual geholfen: Bevor ich die Schule verlassen habe, habe ich mich wortwörtlich von meinem Schreibtisch verabschiedet – „War schön mit dir heute, morgen sehen wir uns wieder“ – und die Unterlagen bewusst dort liegen gelassen. So konnte ich innerlich abschließen.
Heute, als Lehrmittelautorin, ist mein Arbeitsplatz auch zu Hause – mal am Schreibtisch, mal am Küchentisch und manchmal sogar auf dem Sofa. Gerade weil Freizeit und Arbeit in denselben Räumen stattfinden, brauche ich eine klare Struktur. Ich setze mir deshalb feste Zeitfenster: Manche widme ich ausschließlich der Schule, andere dem Haushalt oder meinen Projekten als Lehrmittelautorin. Und dann gibt es Zeiten, die ganz bewusst für gemeinsame Momente mit meinem Mann und meiner Pudeldame Dolly reserviert sind – oder einfach nur für mich.
Dabei hilft es, die To-dos, die noch offenbleiben, bewusst loszulassen. Nach einem Schul-Zeitfenster stelle ich zum Beispiel meinen Lehrerplaner ins Regal und wünsche ihm eine schöne Zeit – bis ich das nächste Mal wieder meine Aufmerksamkeit den schulischen Belangen schenke. Statt weiter an offene Aufgaben zu denken, richte ich meine Energie liebevoll auf das nächste Zeitfenster und lasse mich ganz darauf ein.
Diese klaren Grenzen helfen mir, die vielen Pflichten aus unterschiedlichen Lebensbereichen nicht ständig gleichzeitig im Kopf jonglieren zu müssen – und sie machen den Kopf freier.
To-do-Liste mit Herz
Lehrpersonen sind Weltmeister:innen im To-do-Listen-Schreiben. Doch was sind To-dos eigentlich? Dinge, die man tun sollte. Und Hand aufs Herz: Was stand auf deiner letzten Liste? Wie viele Punkte davon waren für andere – und wie viele nur für dich?
Genau hier liegt ein blinder Fleck. Wenn To-do bedeutet „etwas, das getan werden sollte“, dann müsste es doch genauso selbstverständlich sein, Dinge aufzuschreiben, die uns selbst guttun.
Darum habe ich begonnen, meine Listen mit Herzsymbolen zu ergänzen. Nach drei klassischen To-dos folgt ein Herz – als Erinnerung, auch etwas Schönes für mich einzuplanen.
Das kann sein:
- eine Tasse Kaffee in Ruhe,
- ein kurzer Spaziergang,
- ein Gespräch mit einer lieben Freundin,
- ein paar Minuten im Lieblingsbuch lesen.
Solche Momente sind nicht nebensächlich. Sie sind ein To-do für die eigene Seele – und sie gehören genauso fest in unseren Alltag wie jede Pflichtaufgabe.
Den Wochenplaner bewusst nutzen
Ein Wochenplaner kann mehr sein als ein Überblick über Termine. Ich nutze ihn manchmal wie ein Achtsamkeitsprotokoll:
- notiere Dinge, die mir Freude gemacht haben,
- halte fest, wofür ich mir Zeit genommen habe,
- oder schreibe auf, worauf ich stolz bin.
So verschiebt sich mein Blick weg vom „noch nicht geschafft“ hin zu dem, was schon gelungen ist.
Ein Moment für mich – den Monat bewusst beginnen
Bevor ein neuer Monat beginnt, nehme ich mir einen kleinen Moment ganz für mich allein. Ich mache mir eine Tasse Tee, setze mich gemütlich hin und suche ein paar schöne Sticker heraus. Dann genieße ich es, in meinem Journal aufzuschreiben, was mir in diesem Monat wichtig ist.
Und zwar nicht Aufgaben, die von außen an mich herangetragen werden, sondern Dinge, die ich bewusst selbst wähle. Dazu gehören auch berufliche Ziele, die ich gerne verfolgen möchte und die mir Freude machen – genauso wie persönliche Momente, die ich mir selbst oder meinen Liebsten gönnen möchte.
Denn oft spüren wir zwar, dass wir zu wenig Zeit für uns haben, ohne uns aktiv zu fragen: Was würde ich eigentlich tun, wenn ich mehr Zeit hätte? Genau diese Frage versuche ich mir jeden Monat ehrlich zu beantworten.
Achtsames Planen bleibt ein Prozess
All diese Ideen sind keine Garantie dafür, dass der Alltag plötzlich leicht wird. Auch wer sich gewohnt ist, achtsam zu planen, wird immer wieder Momente erleben, in denen die eigenen Prinzipien aus dem Blick geraten. Das geht mir genauso.
Aber genau das gehört dazu: Achtsames Planen ist kein einmaliger Entschluss, sondern ein stetiger Prozess. Es bedeutet, immer wieder innezuhalten, ehrlich hinzuschauen und die Weichen neu zu stellen. Nicht mit Vorwürfen, sondern mit Geduld und Freundlichkeit sich selbst gegenüber.
Zum Schluss
Vielleicht war beim Lesen ein Gedanke dabei, den du schon kanntest – oder ein neuer Impuls, den du in deinen Alltag mitnehmen möchtest. Ich hoffe, dieser Beitrag konnte etwas anstoßen, das dich inspiriert.
Denn wie schon am Anfang gesagt: Achtsames Planen ist keine einmalige Entscheidung, sondern ein Prozess. Es geht nicht darum, alles perfekt umzusetzen, sondern immer wieder kleine Schritte zu machen, innezuhalten und die Richtung neu zu wählen.
Ich wünsche dir, dass du deinem eigenen Prozess mit Freude und Geduld begegnen kannst – und dass dadurch mehr Leichtigkeit und Glücksmomente in deinen Berufs- und Lebensalltag einziehen dürfen. 🌿
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